Projekt QUEST: Entscheidung über weitere Maßnahmen für nachhaltige Mobilität in Murska Sobota (Slowenien)

Von News Editor / Aktualisiert: 24 Aug 2015

Im Jahr 2013 beschloss die Verwaltung der slowenischen Stadt Murska Sobota eine Überarbeitung ihrer Verkehrsleitlinien und Verkehrsentwicklungspläne, weil die Förderung einer nachhaltigen städtischen Mobilität ins Stocken geraten war.

Mit Hilfe der Universität Maribor und unter Anwendung des im Rahmen eines EU-Projekts entwickelten Qualitätsmanagementverfahrens QUEST stellte die Stadtverwaltung einen neuen Aktionsplan auf, in dessen Rahmen eine neue kostenlose Busverbindung für die Einwohner der Stadt eingerichtet wurde. Zudem sollen eine Fußgängerstraße umgestaltet und der innerstädtische Parkraum reduziert werden.

Context 

Mit 19.000 Einwohnern und einer Fläche von 64 km² ist Murska Sobota eine der wichtigsten Städte im nordöstlichen Slowenien. Die Stadtgemeinde Murska Sobota ist zudem das am dichtesten besiedelte Gebiet in der Region Pomurje.

Im Jahr 2008 erstellte Murska Sobota als eine der ersten Städte Sloweniens einen Plan für eine nachhaltige städtische Mobilität (Sustainable Urban Mobility Plan, SUMP). Seither sind viele nützliche Maßnahmen ergriffen worden wie etwa die Einführung eine kostenlosen Buslinie und der Neubau von Radwegen in die umliegenden Gemeinden. Zur Überprüfung und Weiterentwicklung ihrer Regeln und Maßnahmen zugunsten einer nachhaltigen Mobilität nahm die Stadt im Jahr 2013 am Projekt QUEST teil. Dabei erhielt sie fachliche Unterstützung von Seiten der Universität Maribor.

Nachdem der Stadtrat die Vorschläge der Verwaltung zur Sperrung einer Straße im Stadtzentrum und zur Erweiterung der Fußgängerzone abgelehnt hatte, wurde beschlossen, die städtischen Regeln für eine nachhaltige Mobilität auf den Prüfstand zu stellen.

In action 

Das Projekt QUEST (Quality management tool for Urban Energy efficient Sustainable Transport) der Europäischen Kommission lief von 2011 bis 2013. Projektgegenstand war die Unterstützung europäischer Städte auf dem Weg zu größerer Nachhaltigkeit der städtischen Verkehrssysteme. Unter Anwendung der im Rahmen des Projekts entwickelten Qualitätsmanagementmethode und Hinzuziehung eines Expertengremiums können die Städte ermitteln, welche Maßnahmen zum Erreichen der angestrebten verkehrspolitischen Nachhaltigkeitsziele notwendig sind. Die Stadt Murska Sobota entschied sich, die Federführung bei ihrem QUEST-Verfahren der Universität Maribor als ihrem Expertengremium zu übertragen. Das QUEST-Verfahren gliedert sich in vier Stufen:

  • QUEST-Audit;
  • Meinungsumfrage
  • Aktionsplan;
  • Zertifizierung.

QUEST-Audit

Gegenstand des QUEST-Audits ist die Erhebung objektiver Daten über die städtische Verkehrspolitik und ein Abgleich mit den wesentlichen Elementen erstklassiger politischer Praxis. Den Auftakt in Muska Sobota bildete Anfang des Jahres 2013 eine Sitzung mit Vertretern der Stadt zur Erörterung und Beurteilung der Verkehrspolitik und der Verkehrsentwicklungspläne. Die Universität Maribor koordinierte den QUEST-Audit und erfasste die verfügbaren Daten zwecks Ausführung einer Analyse von Stärken und Schwächen. Aus dem QUEST-Audit ging hervor, dass die Themenfelder Fußgängerverkehr, Parkraum und öffentliche Verkehrsmittel weiterer Bearbeitung bedurften.

Meinungsumfrage

Als nächstes wurden insgesamt 45 gesellschaftliche Gruppen zu ihrer Meinung über die Stärken und Schwächen der Stadt in puncto nachhaltige Mobilität befragt. Bei den Befragten handelte es sich um städtische Beschäftigte, Politiker, Fahrgäste, Verkehrsunternehmen und Gewerbetreibende. Auch diese Daten wurden von der Universität Maribor erhoben und ausgewertet. Die Umfrage bestätigte die im Zuge des QUEST-Audits als vordringlich ermittelten Themenfelder Fußgängerverkehr und öffentliche Verkehrsmittel.

Die Ergebnisse des QUEST-Audits und der Befragung bildeten die Grundlage für die Entscheidung über die Handlungsschwerpunkte. Man einigte sich schließlich auf die drei Haupthandlungsfelder Fußgängerverkehr, Parkraum und öffentliche Verkehrsmittel. Im Anschluss fanden weitere Zusammenkünfte der interessierten gesellschaftlichen Kräfte statt, in deren Verlauf sämtliche Herausforderungen erörtert und neue Maßnahmen vorgeschlagen wurden.

Results 

Das Verfahren mündete in einen von der Universität Maribor aufgestellten Aktionsplan. Darin ist festgehalten, welche weiteren Maßnahmen ergriffen und wie die bestehenden Regeln in den nächsten vier bis fünf Jahren verbessert werden sollen. Auf dem Handlungsfeld Fußgängerverkehr beispielsweise empfahl die Universität eine Mischverkehrsfläche für die verkehrsreiche und von vielen Passanten genutzte Slovenska-Straße in der Innenstadt. Bei Mischverkehrsflächen handelt es sich um Straßen und Plätze, die von Kraftfahrern und anderen Verkehrsteilnehmern gleichermaßen genutzt werden sollen. Zum Schutz der schwächeren Verkehrsteilnehmer werden sie baulich so gestaltet, dass die Führer von Kraftfahrzeugen das Tempo drosseln und mehr Rücksicht nehmen müssen.

„In den letzten Jahrzehnten sind viele Straßen im Stadtzentrum zu Korridoren für den motorisierten Individualverkehr geworden“, erläutert Sebastian Toplak von der Universität Maribor. „Das hat viele Besucher abgeschreckt, was wiederum schlecht für den Einzelhandel, Cafés und kleine Restaurants war. Mit dem Umbau versuchen wir, die Anziehungskraft der Slovenska-Straße zu erhöhen und sowohl Touristen als auch Einheimische dazu zu bewegen, statt beispielsweise in außerstädtischen Einkaufszentren wieder häufiger in der Innenstadt einzukaufen und auszugehen. Aus diesem Grund haben wir in der Slovenska-Straße unter anderem Bänke aufgestellt und Platz für Verkaufsstände geschaffen.“

Für das Handlungsfeld Parkraum empfahl die Universität Maribor eine Verringerung der Parkplätze in der Innenstadt, für das Handlungsfeld öffentliche Verkehrsmittel die Einrichtung einer neuen, für die Einwohner kostenlosen Stadtbuslinie. Toplak zufolge stellt die Reduzierung der Autostellplätze nach Einführung einer zahlungspflichtigen Parkzone im Jahr 2013 den nächsten logischen Schritt auf dem Weg zur Wiederbelebung der Innenstadt und zur Verringerung der Luftverschmutzung dar.

„Die Einrichtung der kostenlosen Buslinie wirkt ferner auf vernünftige Art und Weise der Gefahr entgegen, dass bestimmte Gruppen wie etwa Ältere, Jugendliche und sozial Benachteiligte vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen werden“, so Toplak. „Und alle anderen können ihr Auto nun öfter in der Garage lassen.“

Das Verfahren mündete in einen von der Universität Maribor aufgestellten Aktionsplan. Darin ist festgehalten, welche weiteren Maßnahmen ergriffen und wie die bestehenden Regeln in den nächsten vier bis fünf Jahren verbessert werden sollen. Auf dem Handlungsfeld Fußgängerverkehr beispielsweise empfahl die Universität eine Mischverkehrsfläche für die verkehrsreiche und von vielen Passanten genutzte Slovenska-Straße in der Innenstadt. Bei Mischverkehrsflächen handelt es sich um Straßen und Plätze, die von Kraftfahrern und anderen Verkehrsteilnehmern gleichermaßen genutzt werden sollen. Zum Schutz der schwächeren Verkehrsteilnehmer werden sie baulich so gestaltet, dass die Führer von Kraftfahrzeugen das Tempo drosseln und mehr Rücksicht nehmen müssen.

„In den letzten Jahrzehnten sind viele Straßen im Stadtzentrum zu Korridoren für den motorisierten Individualverkehr geworden“, erläutert Sebastian Toplak von der Universität Maribor. „Das hat viele Besucher abgeschreckt, was wiederum schlecht für den Einzelhandel, Cafés und kleine Restaurants war. Mit dem Umbau versuchen wir, die Anziehungskraft der Slovenska-Straße zu erhöhen und sowohl Touristen als auch Einheimische dazu zu bewegen, statt beispielsweise in außerstädtischen Einkaufszentren wieder häufiger in der Innenstadt einzukaufen und auszugehen. Aus diesem Grund haben wir in der Slovenska-Straße unter anderem Bänke aufgestellt und Platz für Verkaufsstände geschaffen.“

Für das Handlungsfeld Parkraum empfahl die Universität Maribor eine Verringerung der Parkplätze in der Innenstadt, für das Handlungsfeld öffentliche Verkehrsmittel die Einrichtung einer neuen, für die Einwohner kostenlosen Stadtbuslinie. Toplak zufolge stellt die Reduzierung der Autostellplätze nach Einführung einer zahlungspflichtigen Parkzone im Jahr 2013 den nächsten logischen Schritt auf dem Weg zur Wiederbelebung der Innenstadt und zur Verringerung der Luftverschmutzung dar.

„Die Einrichtung der kostenlosen Buslinie wirkt ferner auf vernünftige Art und Weise der Gefahr entgegen, dass bestimmte Gruppen wie etwa Ältere, Jugendliche und sozial Benachteiligte vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen werden“, so Toplak. „Und alle anderen können ihr Auto nun öfter in der Garage lassen.“

Challenges, opportunities and transferability 

Ende des Jahres 2013 beschloss der Stadtrat den QUEST-Aktionsplan und begann mit der Ergreifung jener Maßnahmen, für die Murska Sobota ein Zertifikat der QUEST-Akademie erhielt. Toplak zufolge bestand die größte Herausforderung in der Umstellung auf eine ganzheitliche Verkehrsplanung. „Dank der Einbindung aller Betroffenen haben wir es geschafft, allseits akzeptable Lösungen zu finden.“

Der Fall Murka Sobota belegt, dass QUEST für Städte ein praktisches Hilfsmittel darstellt. Das Verfahren ist einfach und kann unmittelbar Resultate erbringen. Zudem besteht keine Notwendigkeit zu umfangreichen Datenerhebungen im Vorfeld. In Zukunft, so Toplak, werde viel Aufklärungsarbeit vonnöten sein, um Städte, Ministerien, Europäische Kommission und andere Geldgeber von den Vorteilen des Verfahrens und dem QUEST-Zertifikat zu überzeugen. „Das Zertifikat hat nur dann einen Wert, wenn die mit ihm ausgezeichneten Städte bei der Vergabe von Fördermitteln bevorzugt werden“, macht Toplak deutlich. „Sonst wird es lediglich ein Zertifikat mehr sein, weiter nichts.“

Topic: 
Urban mobility planning
Public and stakeholder involvement
Quality, audits and benchmarking
Country: 
Slovenia
City: 
Murska Sobota
Contact: 
Sebastian Toplak
Author: 
Lizeke de Clerck
11 Jun 2015
24 Aug 2015